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Usedom 2010

Vorab der Törn in Stichworten:

Organisation: VHS Löhne
Revier: rund Usedom, Rügescher Bodden
Start/ Ziel: Lauterbach auf Rügen
Schiff : sun odysee 36i
Zeitraum: Sa., 26.6.10 bis Sa., 3.7.10
gesegelt: ca. 155 nm
Häfen: 6
Navigation: In den Boddengewässern ist es naturgemäß flach; besonders bei viel Seegang sollte man unbedingt im Fahrwasser bleiben, wo es betonnt ist, sonst kann man aufsetzen! Die sun odysee 36i geht in dieser Ausführung nur ca. 1,50m tief, da bleibt man flexibel, wenn es flach ist. Die Betonnung könnte besser kaum sein.

Der Törnverlauf:

Lauterbach- Greifswald- Wolgast- Ückermünde- Swinousjcie- Ruden- Lauterbach

Das hatten wir ja eigentlich im letzten Jahr schon vor, dann aber verschoben: Einmal rund Usedom segeln.
Dieses Jahr soll es aber sein, und was gewünscht wird, das nimmt die VHS Löhne dann auch in ihren Jahrestörnplan auf.
Dieses Jahr also rund Usedom.

Am Sa., 26.6.10 wird angereist, das Schiff übernommen, das Gepäck gebunkert und eingekauft, zum Ablegen wird es aber zu spät.

Also geht es am So., 27.6.10 in den Bodden Richtung Greifswald.

Greifswald ist nun nicht unbedingt zwingend Hafen für einen Törn rund Usedom, da aber die insgesamt auf dem Törn zu bewältigende Strecke den Seglern nicht eben seemännische Höchstleistungen abverlangt und die alte Hansestadt als außerordentlich sehenswert gilt, und weil der Umweg nicht allzu groß ist, ist Greifswald mit auf dem Plan.

Es ist absolutes Kaiserwetter, aber mit Wind und so geht es zügig die 15 sm über den Bodden. Der Wind lässt zum Ende hin nach und so fahren wir unter Motor die letzten zwei Meilen zur Einfahrt in den Ryck und flußauf bis Wieck. Dort passt unsre Ankunft ziemlich genau zur 14:00 Uhr- Öffnung der Zugbrücke. Die Brücke geht auf, erst kommt der Gegenverkehr (wie immer!!) und dann sind wir im Ryck Richtung Greifswald und genießen eine idyllische Flußfahrt.

Brückenöffnung in Wieck

Auf dem Ryck Richtung Greifswald

An den Greifswalder Yachthäfen fahren wir vorbei ohne zu zögern: wenn man da liegt, kann man auch woanders liegen! Nein, hier nicht, wir wollen in den Museumshafen, nur einen Steinwurf vom historischen Stadtkern entfernt und voller Schiffe, die richtig Geschichte atmen.Tatsächlich findet sich zwischen zwei Veteranen eine passende Lücke in der wir längsseits gehen und zwar exakt vor dem historischen Turm, der als eines der ältesten Gebäude der Stadt gilt. In eben jenem historischen Turm hat der außerordentlich hilfsbereite, freundliche und kenntnisreiche Hafenmeister sein fensterloses Büro. Der ist zwar gerade persönlich nicht da, kann aber angerufen werden.

Unser Schiff im Museumshafen

Auf unsere Frage erwidert er, noch bevor wir sie gestellt haben: Ja, wir könnten dort liegen bleiben, er hätte uns von der anderen Seite des Hafenbeckens aus schon gesehen.

Später sorgt er noch für Strom, den wir nicht gefunden hatten und gibt Informationen und Tips, die man mit Geld nicht bezahlen könnte.

Der Hafenmeister vom Museumshafen und sein Büroturm

Z.B., wo man denn prima Fußball gucken könnte! Es ist nämlich Fußball- WM und Deutschland spielt heute. Der gute Mann empfiehlt die 'Schwalbe'. Sie liegt schräg gegenüber, hat einen Großfernseher und tatsächlich noch einige schöne Sitzplätze frei. Die Stimmung ist phantastisch (Sieg!) und es wird sich verbrüdert ohne Ende.

Später durchwandern wir noch touristisch die Stadt; von dem Marktplatz, der als einer der schönsten Deutschlands gilt, ist aber nicht viel zu sehen, dort ist 'public viewing' mit Eintritt.

Am Mo., 28.6.10 erreichen wir Wieck bei Windstille. Bis zur Brückenöffnung ist etwas Zeit und wir können uns entscheiden, ob wir der nahe gelegenen Klosterruine Eldena oder einem Aussichtsturm etwas flußab einen fußläufigen Besuch machen. Leider entscheiden wir uns für den Turm. Der hat nämlich geschlossen und dann ist es für Eldena zu spät.

Zurück in Wieck- jetzt Richtung Bodden

Mach aber nichts, weil es bei wolkenlosem aber sonnenreichem Himmel auf 3-4 Bft E auffrischt und ein absolut phantastischen Segeltag wird. Wir kreuzen durch den Bodden an den Gaspipeline- Bauschiffen vorbei bis wir in den Peenestrom einlaufen und bei völlig flachem Wasser gegen die Strömung die ca. 12 sm nach Wolgast hinaufsegeln können. Schöner kann es garnicht kommen. In Wolgast erkunden wir vor dem Kochen und dem Abendessen noch etwas die Stadt.

Auf dem Weg nach Wolgast

Am Die., 29.6.10 vertiefen wir unsere Kenntnisse von Wolgast durch einen langen Spaziergang und genießen den atemberaubenden Rundblick vom Kirchturm aus. Lediglich mit den allenthalben aufgestellten Hinweisen auf die historische Altstadt können wir nicht so viel anfangen, da wird wohl etwas übertrieben. Und wir kaufen einen Grill samt Zubehör: Das Grillen auf dem Ruden wird langsam zur Tradition.

Blick auf den Peenestrom vom Kirchturm aus

Gerade noch rechtzeitig für die Brückenöffnung erreicht der Grill das Schiff. Es wird zügig abgelegt und dann geht die Brücke auch schon auf und die Flotille setzt sich in Bewegung. Leider ist heute sehr wenig Wind, nur manchmal reicht es zwischendurch zum Richtungsdümpeln, meist muss auf dem Weg nach Ückermünde der Motor helfen. Zuerst kommt aber die Brücke von Zecherin, die zweite von zwei Usedom- Brücken. Bis zur Öffnung ist noch Zeit und so dümpeln wir mit anderen in gehörigem Abstand vom Bauwerk, schwimmen ums Schiff, machen mutig Köpper vom Bugkorb und tun was gefühlte Jugendliche eben so machen.

Warten auf die Brückenöffnung

Erst der Gegenverkehr- ist auch stärker

Als die Brücke aufgeht kommt natürlich! erst der Gegenverkehr, aber dann dürfen wir weiter Richtung Haff, zunächst vorbei an der spektakulären Ruine der Eisenbahnbrücke von Karnin. Das war eine Hubbrücke, das heißt das Eisenbahngleis wurde in enorme Höhe gehieft, um Schiffe unten durch zu lassen. Jetzt hat das Gleis seinen Ruhepunkt für alle (absehbare) Zeit in der oberen Position gefunden und das Ganze ist ein technisches Denkmal.

Die Hubbrücke bei Karnin- wahrlich ein technisches Denkmal

Nahe der Hubbrücke beginnt dann das Haff. Wir müssen es mit Motorkraft überqueren um den Ückerkopf, die Einfahrt in die Ücker zu erreichen. Wieder geht es einen Fluss hinauf, bis wir Ückermünde erreichen.

Wieder Flußaufwärts -diesmal die Uecker

Bevor wir unseren eigentlichen Wunschliegeplatz, direkt beim Stadtzentrum an der Straßenbrücke erreichen, wird uns von einem Vereinshafenmeister ein Liegeplatz an seinem Vereinssteg angeboten: Weiter oben sei alles Baustelle, da könnten wir sowieso nicht liegen, wir sollten nur bleiben, bei ihm wäre es schön. Man ist ja nicht beratungsresistent und die Einheimischen wissen naturgemäß meist besser Bescheid, die wohnen da ja, also bleiben wir. Ist auch richtig, wie sich zeigt, bei der Brücke ist alles Baustelle und Festmachen unmöglich. Und weit zum Zentrum haben wir es dann auch nicht. In Ückermünde liegt der Nachbau einer Hanse- Kogge. Sie hat einen enorm wuchtigen Rumpf und ein Rahsegel. Am nächsten Tag segelt sie nach Swinoujscie. Wir auch.

Die Kogge in Ückermünde

Und zwar am Mi., 30.6.10. Der Wind ist nicht stark, reicht aber allemal um auf die Kaiserfahrt, den Kanal vom Stettiner Haff nach Swinoujscie zuzusegeln. Nachdem wir dabei etliche Stellnetze umschifft haben, kommt die Hans- Kogge aus Ückermünde in Sicht, die schon bald die Segel streicht, um in die Kaiserfahrt zu motoren. So sklavisch hat man sich nun auch nicht an das Vorbild gehalten, dass man keinen Motor eingebaut hätte. Wir haben noch einige Meilen zu segeln und so ist die Kogge schon verschwunden, als wir für die Strecke nach Swinoujscie den Motor anlassen. Segeln können wir hier nicht.

Die Einfahrt zur langen 'Kaiserfahrt' nach Swinoujscie

Später durchqueren wir quasi die Stadt, bis wir -schon nahe der Ostsee- in unsren Zielhafen einlaufen.

Der ist nett und gemütlich und ebenso sind hier die Menschen. Wir können unsere zwei- drei von einer Kollegin gelernten Brocken polnisch anbringen und obwohl wir das Wenige auch noch falsch machen: Die Einheimischen freuen sich: Schon das Bemühen zählt!!

Yachthafen von Swinemünde

In Swinoujscie kaufen wir noch einmal ein, auch, um auf dem Ruden den Grill bestücken zu können. Dann suchen wir ein Restaurant, heute wollen wir echt polnisch essen! Leider finden wir niemanden, der uns ein Restaurant mit polnischer Küche nennen kann. Echt wahr!! Also gehts zum (polnischen) Italiener und der ist ziemlich gut!!

Am Do., 1.7.10: Kein Wind. Null. Und es kommt auch keiner! Also muss die ganze Strecke zum Ruden motort werden. 25sm. Das fordert eine positive Grundstimmung von allen. Die ist aber vorhanden und so bringen wir auch diesen Schlag mit Würde hinter uns.

Auf dem Ruden ist weiter der Naturschutz im Vormarsch. Recht so! Der Wald im Norden ist schon lange tabu. Man darf jetzt aber den Strandbereich im Westen der Insel auch nicht mehr betreten. Es sind Robben gesichtet worden, denen soll dort ein Ruheplatz angeboten werden. Ich finde das absolut unterstützenswert. Ein Ruden- Spaziergang ist immer noch möglich und empfehlenswert und man muss wahrlich nicht überall hin. Richtig Ruhe gibt es für die Robben aber erst, wenn die Gas- Pipeline fertig ist.

Immer wieder gern gesehen- der Ruden

Das nette Paar auf dem Ruden verteilt Naturschutzflyer und erklärt gern alles. Z.B. auch, dass es z.Zt. in der Diskussion ist, ob der Hafen überhaupt erhalten bleiben oder gar ausgebaut werden soll. Wenn er erhalten bleiben soll, muss man ihn sichern. Das kostet Geld, dass man nur erwirtschaften kann, wenn man ihn besser nutzbar macht, Schwimmstege einbaut, Sanitäranlagen installiert etc. Dann ist es aber Essig mit dem Naturschutz. Oder man investiert nichts. Dann verfällt er eben weiter bis man ihn garnicht mehr nutzen kann und er wird so den Elementen und der Natur zurückgegeben. Ich finde, eine charmante Lösung. Wie gesagt: man muss nicht überall hin.

KLeiner Gang über den Ruden

Trotzdem: Heute sind wir da und werfen den Grill an. Auf der Kaimauer, da ist es unproblematisch. Überall sonst aber streng verboten. Woher sollte wohl die Feuerwehr kommen, die hier den Waldbrand löscht?

Für uns wird es noch ein sehr gemütlicher Abend!

Und auch quasi schon der letzte, schließlich fahren wir am Fr., 2.7.10 nur noch zurück in den Ausgangshafen Lauterbach. Gut, dass 4Bft E uns einen netten letzten Segeltag bescheren; nochmal Flaute wäre echt zu viel. Oder zuwenig.

Utieto im Hafen Ruden- gut, dass sie da ist, sonst könnte wer weiß was passieren

Auch gut, dass ausgerechnet der Skipper später dem gesamten Hafenpublikum in Lauterbach beim rückwärts anlegen noch einen echten Klassiker liefert: Sich von der Badeplattform aus nach hinten rauslehnen um irgendwas zu greifen und sich dabei an der schlecht gesicherten Badeleiter festhalten, statt an der Reling! Das gibt eine glatte 5.9 in der B- Note!! Aber wenigstens ist die Badeleiter dann schonmal unten, damit er bequem wieder an Bord klettern kann.

Hinterher behaupten, man hätte das Schiff schonmal abgetaucht wegen möglicher Unterwasserschäden und man hätte seine Kamera mitgenommen, um die zu dokumentieren, hilft auch nicht wirklich, wenn das Wasser aus der Kamera läuft......

So haben alle ihren Spaß.

Das Schiff wird erst am nächsten Tag zurückgegeben, also ist noch Zeit für einen kleinen Ausflug über die Insel, ehe es am Sa., 3.7. zurück in die Heimat geht.

Dietrich Stuke

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Zuletzt bearbeitet am 24.12.2021 12:30 Uhr