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Kiel-Göteborg 2008

Der Törn in Stichworten:

Organisation: Volkshochschule Löhne

Revier: Kieler Bucht, dänische Südsee, Kattegat, schwedische Westschären

Schiff: Bavaria 39, 'orange fun'

Zeitraum: 21.6.2008 bis 28.6.2008

gesegelt: ca. 250 nm

Die Fotos sind von Annette Freudling.

Im Frühjahr 2008 gab es bei der VHS Löhne etliche Segler, die im Sommer 'mal wieder in die Schären' wollten. Daher organisierte die VHS Löhne drei Törns zwischen Kiel und Göteborg mit der 'orange fun', die dazu aus dem Ijsellmeer geholt wurde.

Mit dem hier beschriebenen Törn wurde das Schiff nach Göteborg gesegelt, wo es die zweite Crew übernahm, um es nach ihrem Schärentörn ihrerseits in Göteborg der dritten Crew zu überlassen, die es dann nach Kiel zurückbrachte.

Der Törnverlauf:

Kiel- Spodsbjerg-Kerteminde-Anholt- Göteborg

250 sm sind unter Freizeitseglern ganz schön viel für eine Woche

'Orange fun',

hier

bereits

in Göteborg

Der Himmel überm Pöl

-in Wendtorf

Der Samstag ging mit der Anreise nach Wendtorf und einem besonders üppigen Einkauf einschließlich ziemlicher Schlepperei dahin. Der Einkauf üppig, weil eine Bestellung der nächsten Crew mit abzuarbeiten war und die Schlepperei ziemlich, weil wir außerdem für die übernächste Crew schon Sachen aus Löhne mitgenommen hatten.

Aber irgendwann war auch das erledigt und am Sonntag legten wir um ca 9:00 Uhr ab und machten uns auf den Weg in den Langelandbelt.

'orange fun'

unterwegs

nach Langeland

SE 5- viel besser gehts nicht für Wendtorf- Langeland und so kam die Insel bald in Sicht. Nochmal einige Stunden später konnten wir die Gebäude von Spodsbjerg ausmachen und um 16:00 Uhr war 'orange fun' fest und sicher zwischen den Pölen.

Spodsbjerg hat einen ganz netten Hafen mit urigen Gebäuden an der nahen Hauptstraße und auch Objekten für ambitionierte Fotografen, wirkliche Begeisterung kommt aber beim segelnden Touristen allenfalls schleppend auf.

Ein Schiffsaufbau wartet -offenbar schon länger- auf seine Wiederverwendung

Aber darum gehts ja auch nicht wirklich: ein ursprünglicher Hafen, der schon da war, lange bevor es Freizeitsegelei im heutigen Umfang gab, der also einen Fischerei- oder Fährhafentradition hat, ist immer sehenswert wegen der stets erkennbaren Ursprünglichkeit. Und das gilt auch für Spodsbjerg. Es ist der Langelandhafen für die Lollandfähre.




Spodsbjerg Hafen

Moderne Marinas haben dafür andere Reize.

Außerdem ist Spodsbjerg der einzige Hafen auf der Ostseite von Langeland, da fällt die Wahl nicht schwer, wenn man auf dieser Seite der Insel ist.

Am Montag blies es immer noch aus S, inzwischen aber noch etwas stärker, sodass für die Fahrt weiter nach Norden die gereffte Genua für 7 Knoten reicht. Und eine anständige Welle hat sich extra für uns auch aufgebaut, um zu helfen.

Bei soviel Unterstützung ist man ruckzuck mit der Frage konfrontiert, ob es wirklich, wie zuerst geplant, nach Nyborg reingehen soll, oder ob man weiter nach Kerteminde fährt.

Und wenn es dann noch früh genug ist, wie in unserem Fall, fährt man besser durch; nach Göteborg ist es ganz schön weit wenn man nur eine Woche Zeit hat, da sollte man froh sein über jede erledigte Meile.

Es ging also unter der Großer- Belt-Brücke durch, der Karte kann man entnehmen, wo das geht, ins Hauptfahrwasser muß man nicht.

Nördlich der Brücke wehte es immer noch kräftig mit ordentlichen Böen, jetzt aber aus w sodass es garnicht so einfach war, nach Kerteminde zu segeln.

Kerteminde ist ein gut geschützter Hafen mit reichlich Platz zum manövrieren, sodass das Anlegemanöver trotz des kräftigen Seitenwindes klappte.

'orange fun' lag jetzt in einem Städtchen, dass jede Einkaufsmöglichkeit bietet, einschließlich der bei einem Yachtausrüster, bei dem wir eine schwedische Gastlandsflagge erstanden! Und einen Übersegler bis zur schwedischen Küste. Für die hatten wir wieder Karten, aber leider nichts Genaues zum Kattegat und schon gar kein Hafenhandbuch. Aber wir wollten ja auch in keinen Kattegat- Hafen, außer Anholt.

In Kerteminde gibt es eine nette Einkaufszone, malerische Gebäude und jede Menge dänische Kleinstadtidylle. Und wir hatten noch einige Stunden Zeit und alles anzuschauen. Stadt und Hafen sind jederzeit einen Besuch wert!

Ensemble in

Kerteminde.

Wenn man von Kerteminde nach Göteborg will liegt Anholt praktisch im Weg, jeder andere Hafen wäre ein Umweg. Und da es immer noch aus SE wehte und stabiles Wetter angesagt war, beschlossen wir, uns am Dienstagmorgen Zeit zu lassen, erst mittags abzulegen, und am Mittwochmorgen früh auf Anholt anzukommen.

Ein Nachtschlag ist immer spannend für uns Freizeitskipper, meistens lassen wir es uns ja doch bei Dunkelwerden zwischen den Pölen gutgehen.

Aber besonders jetzt, Ende Juni, sind die Nächte bekanntlich kurz und warm, die Sonne sackt nur kurz hinter den Horizont und wenige Stunden später wird es im Nordosten schon wieder heller; richtig dunkel wird der Himmel aber die ganze Nacht über nicht.

Aber soweit war es zunächst natürlich nicht. Zuerst ging es nach dem ablegen nach Osten, um dann auf NE- Kurs Romsö links liegen zu lassen und auf Rosnäs, die ferne NW- Ecke von Seeland zuzuhalten.

Nach ca. 25 sm konnten wir Rosnäs langsam hinter und lassen und den langen Schlag nach Anholt in Angriff nehmen. Es war ganz ordentlich Verkehr im Kattegat, zumal wir verschiedene Fahrwasser der Großschiffahrt streiften, wirklich eng wurde es aber nie.

Sonnenuntergang

im Kattegat

Der Wind war weiter unser Freund und so kamen im Morgenrot langsam die Konturen von Land in Sicht, zweifellos Anholt, was anderes gibts hier ja nicht. Nach einer weiteren Stunde war es endgültig hell und wir hatten das Problem, gegen die Morgensonne die Hafeneinfahrt nur schlecht ausmachen zu können, aber beim Näherkommen erledigte sich auch das und so konnten wir gegen 8:00 Uhr nach ca. 100sm in dem ziemlich leeren Hafen von Anholt anlegen.

Die Anholter legen in ihrem Yachthafen jeweils zwei Pulke von Mooringbojen für die Gäste mittig zwischen zwei Stege. Der Bojenpulk ist an nur einem Klotz verankert. Wenn man anlegen will, nimmt man im Vorbeifahren eine Boje auf, fährt weiter mit dem Bug schräg an den Steg und macht dort fest. Anschließend holt man hinten dicht. Die Schiffe liegen also nicht paralell zueinander in Reih' und Glied, sondern fächern sich von den Mooringpulken aus auf die Stege zu.

Anholts Hafen, mit Greena- Fähre.

Viele Masten?

Tatsächlich war Ende Juni Platz ohne Ende.

Anholt hat ca. 150 Einwohner und wenig Arbeit. Etwas Landwirtschaft und der Tourismus sind die einzigen Einnahmequellen. Fischerei spielt kaum noch eine Rolle. Die Wirtschaft der Insel ist im Niedergang, die junden Leute wandern weiterhin aus. Die Insel ist landschaftlich ein Kleinod, aber nur wegen der langen einsamen weißen Sandstrände bleiben die Touristen nicht eben wochenlang. Und die Tagesgäste, die mit der Greena- Fähre kommen, können allein auch nicht für die notwendigen Einnahmen sorgen.

Wir hatten ja nun, nachdem wir und etwas ausgeruht hatten, fast den ganzen Tag Zeit für einen Spaziergang über die Insel und ins Dorf und konnten die Ruhe und die Idylle dieses Kattegat- Fleckens auf und wirken lassen.

Auf Anholt gibt es viel Erstaunliches....
.......und so guckt man dann eben auch!

Der Ort Anholt hat einen 'Brugsen' (kleiner Supermarkt), eine Post und mindestens ein Cafe, dessen Besitzer aber von Plänen berichteten, nach der Saison aufs Festland auszuwandern! Im Hafen macht ein Restaurant ein ordentliches Angebot, und hat auch einen Fernseher, nicht nur für den Fall, dass gerade Fußballeuropameisterschaft ist!!

Bis in die Göteborger Schären waren es immer noch etliche Dutzend Meilen, deswegen ging es am Donnerstag zeitig um 8:30 Uhr los.

Immer noch südlicher Wind, diesmal Stärke 4, wir konnten uns wahrlich nicht beklagen, taten wir auch nicht, sondern segelten bei Superwetter mit allem, was wir an Segeln hatten, schnell wie immer nach NNE, bis die Mini- Inselgruppe von Tistlarna mit ihren markanten Seezeichen in Sicht kam.

Nach dem Passieren von Tistlarna waren wir wirklich in den Göteborger Schären angelangt!

Weiter ging es erst nach NE, dann nach N, bis wir nach 60 sm und 11 Stunden Richtung W in den Vranjö- Hafen einlaufen konnten.

OK, in einem Naturhafen oder an einem Felsen zu liegen ist auch sehr schön, aber der Hafen von Vranjö vereinigt die Vorteile von Beidem: Naturnahes Liegen an einer Schäre mitten in der Natur einerseits und Einkaufmöglichkeiten (Fisch im Hafen, Kiosk), Kontakt zu Einheimischen, Spaziergänge etc. andererseits.

Transport auf Vranjö-

PKW gibts hier nicht

Trotz des langen Schlags war noch Zeit für einen Plausch mit dem Fischhändler über seine Insel und für einen Spaziergang.

Auf Vranjö gebt es mehrere

'Klappersteenfelder'

Und abends gabs den leckeren Vranjö- Räucherfisch -sehr zu empfehlen.

Schärenidylle -

Sonnenuntergang in Vranjö

Am nächsten morgen konnten wir uns Zeit lassen, nach Göteborg waren es nur noch 15 sm. Spätvormittags machten wir uns auf den Weg zu unserem Endziel, dem kleinen Hafen 'Lilla Bommen' mitten in Göteborg, gleich neben dem Museumsschiff 'Viking'.Wir hatten mit der nächsten Crew verabredet, 'orange fun' dort für sie fest zu machen.

Aber zunächst ging es zwischen den hunderten von kleinen und großen Schären hindurch in Richtung des Fjordes von Göteborg. Dabei kommt man an mehreren Häfen vorbei, in denen die Göteborger ihre Schiffe liegen haben. Und die Schärenhäuser, die man dabei passiert, sind zum großen Teil Ferienhäuser von wohlhabenden Göteborgern.

Solange man im betonnten Fahrwasser segelt, gibt es eigentlich kein navigatorisches Problem, zuweilen tut man aber gut daran, die bereits passierten Tonnen auf der Karte abzuhaken, damit man nicht durcheinander kommt.

Zu jeder Zeit einen genauen Standort zu haben, ist die zentrale navigatorische Aufgabe.

Nee, nicht 'orange fun', aber auch schön.
Segel, Felsen, Flaggen,

-Schärensegeln

Der Wind kam immer noch aus S, aber schwach, vielleicht 2-3 Bft., so gab es eine ruhige Fahrt in den Göta- alv, der in den Fjord mündet und wie dieser die Stadt teilt.

Göteborg ist nach Stockholm die zweitgrößte Stadt Schwedens und zeigt demnentsprechend ein reges Hafenleben, insbesondre, wenn man erstmal unter der Brücke durch ist. Zahlreiche Fähren und Frachter laufen aus und ein, von den Freizeitschiffen ganz zu schweigen.

Unser Zielhafen lilla Bommen liegt dicht bei einem markanten Gebäude, dass die Göteborger 'Lippenstift' getauft haben. Gleich daneben ist das Museumsschiff 'Viking' vertäut und empfängt Besucher.

Auf den ersten Blick sah 'Lilla Bommen' beim Herankommen ziemlich voll aus und auf den zweiten noch voller. Hier war kein Platz für uns und wir mussten uns anderweitig umsehen. Zurück in einen der Yachthäfen im Eingang des Göta-alv- Fjordes war uns zu weit; also versuchten wir unser Glück an einem Werftsteg auf der anderen Seite des Fjordes ganz in der Nähe des Gebäudes des schwedischen Fernsehens. Der Werftchef wurde gefragt und er hatte nichts dagegen, dass wir die 'orange fun' dort für zwei Nächte parkten. Da er keine Liegeplätze vermietete, wußte er auch freundlicherweise keinen Preis zu nennen, sodaß das Ganze dann eben umsonst war. Sanitäranlagen gabs nicht, wohl aber Wasser und Strom.

Der Rest unseres Tages gehörte natürlich Göteborg; viel zu wenig Zeit, diese phantastische Stadt auch nur zum Teil kennenzulernen, aber immerhin genug für einen Kurzbesuch mit Karaoke- Einlage.

Göteborg ist

eine

mulitikulturelle

Stadt!

Sogar die

Demonstrationen

sind hier etwas

anders!

Am Samstag waren das Schiff und die Vorbereitungen für die Abreise dran. Jeder packte seinen Kram zusammen und wuchtete sie auf den Steg, um im Schiff Platz zum saubermachen zu schaffen. Danach wurde das Schiff innen und außen gründlich gereinigt.

Ein Taxi brachte uns zum Fährenterminal, wo wir die Reisetaschen in Schließfächern deponierten. Dann hatten wir noch einige Stunden Zeit für Göteborg, die Fähre zurück nach Kiel fuhr erst abends ab und dann die ganze Nacht durch.

Dietrich Stuke

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Zuletzt bearbeitet am 08.07.2010 23:35 Uhr