Impressum | Kontakt

Besucher seit dem 01.12.2009: 4931

Sardinien 2010

Vorab der Törn in Stichworten:

Organisation: VHS Löhne
Revier: Sardinien,Nordküste; Inseln nördlich von Sardinien; Bonifacio auf Korsika; Assinara
Start: Olbia/ Ziel: Alghero
Schiff : Bavaria 37
Zeitraum: Sa., 11.9.2010 bis Sa., 25.9.2010
gesegelt: ca. 190 nm
Häfen: 12
Das ist eben der Riesenvorteil, wenn man im Rahmen einer größeren Organisation die Charter plant: Es werden mehrere Törns aufeinander abgestimmt und dadurch für jeden Törn eine größere Reichweite erzielt. Man muss dann nicht nach zwei oder gar in einer Woche wieder im Ausgangshafen sein: Die erste Crew fährt nämlich 'hin' und die zweite? Na? Genau! Die fährt 'zurück'!!

In der Törnplanung der VHS Löhne bedeutete das für den Spätsommer 2010: Das Schiff wird für vier Wochen in Alghero gechartert: Es findet ein 14- Tage- Törn von Alghero nach Olbia und ein 14- Tage Törn von Olbia nach Alghero statt.

So haben zwei Crews die Möglichkeit, stressfrei und entspannt die schönsten Häfen und Buchten der gesamten sardischen Nordküste zu besegeln und niemand muss nach knapp einer Woche bereits den Rückweg planen; es geht immer weiter geradeaus!

Voraussetzung für das Funktionieren dieses Konzeptes ist natürlich eine gute Abstimmung von Skippern und Crews im Vorfeld. Besonders finanzielle Angelegenheiten müssen bedacht werden: Stichworte hier: Kaution, Gas, Diesel, Endreinigung, Übernahme von Lebensmitteln etc. Aber auch Telefontermine zur gegenseitige Informationen u. dergl. müssen verabredet werden.

Auf dem Sardinientörn ärgerlich, wie auch schon auf anderen Mittelmeertörns: Das Kartenmaterial. Wir hatten für unseren Törn quasi Übersegler aber keinerlei Detailkarten. Die Details mussten wir uns anhand eines etwas merkwürdigen Revierbuches und des selbst mitgebrachten Revierführers dazu denken. Spaß hat der Navigator mit dem Zeug nicht. Wie in Kroatien: Selbst Karten mitbringen!!!

Auch ärgerlich: Das Zeug in der Kombüse: Plastikgeschirr, dass wahrscheinlich in einer Kita ausgemustert wurde und Töpfe mit brennbaren Bakelitgriffen. Und diesen Schrott muss man jeden Tag benutzen!! Hier wurde am der absolut falschen Stelle gespart!

So, genug gemeckert, jetzt kanns losgehen und zwar in einem der schönsten Segelreviere, dass sich denken lässt:

Sardinien ist ganz sicher landschaftlich absolut einmalig, auch von See her. Und der Norden der Insel mit der Costa Smeralda, den Inseln im Nordosten und Korsika gleich gegenüber ist zweifellos für jeden Urlaubssegler ein Höhepunkt seines Daseins.

Besonders nach den Törns auf den Kornaten und den Kykladen fällt in Sardinien das satte Grün der Insel auf. Und das im September! Sowohl in Kroatien als auch auf den griechischen Inseln war um diese Jahreszeit braun- grau die vorherrschende Landschaftsfarbe, weil die Sommersonne alles verbrannt hatte.

Nicht so auf Sardinien: Dort war das Grün der Landschaft, das weiß, grau oder rot der Felsen und das blau- grün des Mittelmeeres steter Anlass Bilder für die heimische Fotowand zu schießen.

Der Törnverlauf:

Olbia- Golf von Aranchi- Palau- Maddalena (Budelli)- Bonifacio- Tereza de Gallura- Isola Rosso- Castelsardo- Assinara- Stintino- Alghero

Soweit ich Befürchtungen hatte, was unser diesjähriges Revier angeht, wurde ich glücklicherweise eines Besseren belehrt:

Enorme Hafengebühren? Nur in Olbia: 55,-€. (Wer fährt schon freiwillig nach Porto Cervo? 155,-€!!).

Stets überfüllte Häfen? Nur in Palau, aber dort ist immer alles voll, weil Gastliegerplätze einfach nicht existieren. Man liegt dann eben vor dem Hafen an einer mooring, wenn Platz ist.

Einkauf, Restaurant ebenfalls sehr teuer? Naja, Lebensmittel sind etwas teurer als bei uns, das gilt aber praktisch für ganz Europa. Die Preise in Italien sind also eigentlich normal, nur bei uns in Deutschland ist es eben sehr billig! Essen gehen kann auf Sardinien recht teuer sein. Insbesondere, wenn man sich an die stets hervorragende Pizza hält, ist man aber mit Preisen zwischen 7,- und 12,-€ doch ganz gut bedient. Großes Bier: 3 bis 5 €!

Entweder gar kein Wind oder zuviel? Wir sind einen Tag im Hafen geblieben wegen Starkwind, zwingend war das aber auch nicht. Flaute war dagegen tatsächlich mehrmals; insbesondere im letzten Drittel des Törns lief der Motor recht oft.

Fazit: Ich würde auf jeden Fall für einen Sardinientörn die Nachsaison, also den September/Oktober empfehlen. Die Charter und z.T. auch die Hafengebühren sind dann deutlich günstiger als im Hochsommer und warm genug ist es allemal, sowohl das Wasser als auch die Luft. Die mittags schon überfüllten Häfen mögen ein Sommerproblem sein, im September kann davon nicht die Rede sein. In einigen Häfen hatten allerdings auch die Hafenmeister und die Sanitäranlagen schon Nachsaison und das bedeutete: Eingeschränkte Öffnungszeiten von Dusche und Büro. Dass Sanitäranlagen rund um die Uhr geöffnet sind, ist auf Sardinien sowieso nicht üblich.

Also: Unser Törn beginnt am Sa., natürlich mit der Anreise aus Deutschland. Wir kommen am spätem nachmittag im Hafen von Olbia an und können leicht noch den ersten Großeinkauf erledigen, da der Riesensupermarkt fußläufig erreichbar ist. Die Lebensmittel werden mit dem Einkaufswagen in den Hafen geschoben, dort hat der Supermarkt bereits einen informellen Abstellplatz für seine Karren, weiß aber wohl nichts davon.

Unser Schiff in Olbia

Sonntag nochmal kurz in den Supermarkt, Vergessenes nachholen. Ich besorge auch noch eine SIM- Karte für 15,- € einschließlich Guthaben, das reicht für unsere Anrufe mit dem Zweithandy bei den Hafenmeistern und Autovermietern und auch noch um später einen Flug umzubuchen.

Dann geht es spätvormittags los. Zunächst kreuzen wir nach Osten, aus der Bucht heraus, an Austernzuchten und einem kleinen Kastel auf einer kleinen Insel vorbei. Dann lässt der Wind nach und wir müssen als Ziel den Hafen Golfo Arranchi im gleichnamigen Golf anvisieren, wenn wir nicht viele Meilen motoren wollen. Bis Golfo Arranchi reicht der Wind fast.

Das kleine Inselkastel muss den Fjord von Olbia bewachen

Golfo Arranchi ist im Revierführer als Hafen mit etlichen Transitplätzen dargestellt. Tatsächlich verfügt er auch auch über Dutzende von Strom- und Wassersäulen von denen aber nicht eine einzige in Betrieb ist. Außerdem ist keine mooring frei, nur Liegeplätze längsseits bei der Tankstelle und in der Einfahrt. Wir legen bei der Tankstelle mit ordentlich Abstand zur Zapfstelle an.

Meine dann folgende fast einstündige Suche nach etwas wie einem Hafenbüro oder Hafenmeister bleibt erfolglos: es ist einfach niemand zu finden den man wegen des Liegeplatzes fragen könnte. Wir lassen also beim Landgang eine Wache an Bord, die uns dann eine gute Stunde später auch richtig aus dem Strandcafe holt, weil ein Unifomierter behauptet, unser Platz sei 'privato' und wir müssten ihn frei machen. Als wir im Hafen zurück sind macht gerade eine andere Segelyacht in der Einfahrt fest, die aber später auch wieder weggeschickt wird.

Golf von arranchi- hinten der eher ungastliche Hafen

Wir fahren also tiefer in die Bucht hinein und ankern auf ca. 6 m Tiefe. Der Anker wird eingefahren, der Ankeralarm aktiviert und der Abend geht in den gemütlichen Teil über bis es wieder auffrischt und uns kurz darauf der Alarm aufstört. Das Schiff ist auf Drift gegangen, das sieht man sofort beim Rundblick. Also Anker wieder hoch und und noch ein Ankermanöver wo es noch flacher ist und mit mehr Kette. Diesmal wird der Anker 20 sec. lang mit rückwärts Vollgas belastet. Das Schiff steht wie eine eins!!

Trotzdem schlafe ich später in Kleidung im Salon und gucke immer mal wieder nach draußen. Es passiert aber nichts mehr. Wahrscheinlich hatte sich der Anker beim ersten Versuch garnicht eingegraben, sondern war auf einer Seegraswiese zu liegen gekommen und hatte deswegen nicht gehalten.

Golf von arranchi- beliebter Badestrand

Überhaupt: Die Seegraswiesen in den Mittelmeerbuchten und die Charterflotte. Das geht eigentlich nicht gut. Die schlierenden Anker machen das Seegras kaputt, das aber für die Ökologie des Meeres von großer Bedeutung ist. Daher haben viele Umweltbehörden in den beliebtesten Buchten mooring- Felder ausgelegt, damit man nicht ankern muß. Das ist dann da natürlich auch verboten. Der mooring- Klotz liegt auf dem Grund der Bucht und wird mit der Zeit eingeschwemmt. Später wächst dann Gras über die Sache. Natürlich Seegras.

Am nächsten morgen, Mo., 13.9. werden die Brötchen per Dinghi geholt. Ein Mitsegler ist-wie auch schon auf anderen Törns- Experte für den Außenborder und kann das etwas zickige Geschöpf am Besten bei Laune und am Laufen halten. Auch beherrscht er nach einigen Fahrten die Kunst, wenigstens einigermaßen trocken überzusetzen. Das Dinghi ist nämlich sehr, sehr klein und daher bei 2 x 80 kg plus Brötchen echt an seinen Grenzen. Solange man nicht fährt, gehts ja noch, aber sobald man Gas gibt und der Außenborder seine 1,5 PS an die Schraube bringt, nimmt man auch bei minimaler Welle vorne dauernd Wasser über. Der Captain of the Dinghi sitzt natürlich hinten!! Wie gesagt, er beherrscht die Kunst.........

Golf von arranchi- mit dem Dinghi zum Brötchenholen

Im Ort ist gerade Markt und in einem Hotel gibts eine Wettervorhersage. Es ist also ein erfolgreicher Landgang.

Nach dem Frühstück: Fahrt aus dem Golf, zunächst ohne Wind.

Golf von arranchi- Ausfahrt

Als wir dann auf unserem NNW- Kurs sind, frischt es auf und wird zügig ein hübscher 6er aus West, sodass wir hoch am Wind Richtung Capo Ferra segeln. Eine ziemlich feuchte Angelegenheit, die aber wegen der hohen Temperaturen von Wasser und Wind trotzdem jede Menge Spaß macht. Bald geht es auf die Kreuz nach Westen. Zwischen Capo Ferro und der Insel Biscie lassen wir den Motor an und fahren die restlichen Meilen bis Palau mit Maschinenkraft. Nahe der Hafeneinfahrt kommt uns ein Motorboot entgegen: Im Hafen wäre überhaupt kein Platz für uns, wir könnten aber die vor dem Hafen liegenden moorings nutzen. Eine davon ist auch tatsächlich noch frei sodass wir festmachen können aber wieder keinen direkten Landgang und keinen Strom haben. Und die Salzschicht müssen wir auf der Badeplattform abduschen. Geht aber auch!

Palau
Mal unter uns- will man hier wirklich liegen?
Da hat mans an der mooring doch schöner!

Abends: Essen gehen in Palau, das bedeutet 14 Fahrten Schiff <-> Steg für den Fährmann. Dem wird am Ende des Tages mit einem Loblied gedankt!! Und am nächsten morgen fährt er sogar noch mit einem Crewmitglied zum Brötchen holen. Obwohl die Wellenhöhe auf ca. 30cm angestiegen ist! Respekt!

Am Dienstag motoren wir die 2,5 sm nach La Maddalena hinüber. Eine telefonische Anfrage zuvor ergibt, dass wir einen Platz im Hafen La Gavetta haben. Dazu gehört jeweils auch die Assistenz beim Anlegen, obwohl sie nicht wirklich nötig ist!!!

Auf Maddalena liegt das Schiff praktisch direkt im Stadtzentrum an der überaus belebten Hafenstraße. Das hat Vor- und Nachteile.
Vorteil: Wir sind 'mittendrin', haben immer was zu gucken und alles ist ganz nah!
Nachteil: Wir sind 'mittendrin', werden dauernd angeguckt und alles ist ganz laut!

mittendrin- kann auch schön sein ........
............ wie man hier sieht

Ganz klar: Von Maddalena möchte niemand aus der Crew eine Sekunde missen!! Im Gegenteil: Wir mieten ein kleines Auto, um auf einem Ausflug mehr von der Insel zu sehen.

schöne Buchten gibts immerzu
früher auch per Bahn besucht

Schlafen ist später eher schwierig: Mopeds, Autos und am Morgen ein Fäkalienabpumplaster zum Frühstück. Und das alles quasi im Cockpit! Weit entfernt ist dagegen die Sanitäranlage und noch weiter das Hafenmeisterbüro: Einmal um den Hafen herum!

Am nächsten Morgen, Mittwoch, dehnen wir den Autoausflug zur Nachbarinsel Caprera aus. Dort besuchen wir die Garibaldi- Gedenkstätte. Der Mann ist eine echte Nummer in Italien und hat auf Caprera gelebt. Die Insel gehörte ihm sogar. Nicht schlecht!

Garibaldis Baum
Garibaldis und sein Klo -Quatsch Windmühle, bloß ohne Flügel

Auch nicht schlecht: dass wir nach dem Autoausflug ablegen und zwischen den NW- gelegenen kleinen Inseln Razzoli, Budelli und Santa Maria in einer Bucht vor mooring gehen, die dermaßen weißen und z.T. rötlichen Sandstrand und dermaßen blaues und türkisfarbenes Wasser aufweisen, dass die Crew sich praktisch in einer Ansichtkarte fühlt!

Wo man auch hinschaut: Ansichtskarten
Hier nochmal

Nach einigen Stunden Schwimmen, schnorcheln, relaxen segeln wir zurück an unseren Platz in Maddalena, den haben wir behalten.

Libelle heißt auf russisch 'Streckosa'

Am Donnerstag verlassen wir Maddalena mit Ziel Bonifacio auf Korsika. Kein langer Schlag, aber es weht ordentlich und nicht eben passend. Zuerst überlegen wir, ob wir nach Tereza de Gallura motoren sollen, das noch näher liegt, aber dann probieren wir es aus und siehe da: der Kurs nach in die korsische Stadt wird fast ein Anleger. 5-6- Bft sind natürlich trotzdem und entsprechender Seegang mit der bekannten Folge: Im Cockpit bleibt niemand trocken. Aber wir machen gut Fahrt und so nähern sich die unglaublichen Felsen und die darauf liegende Festung rasch. Was sich -soweit wir erkennen können- nicht nähert ist die Einfahrt in der Fjord von Bonifacio. Die ist nicht zu entdecken. So war es aber vom Revierführer und anderen Skippern angekündigt worden: Man fährt auf eine Felswand zu und sieht die Einfahrt in den Fjord erst sehr spät. Was man schon von weitem ausmachen kann ist das äußere backbord- Einfahrtsfeuer. Man identifiziert es aber bei der Annäherung tagsüber lange nicht als solches.

Der Hafen wird vom Kastel bewacht

Die ziemlich plötzliche Ruhe nach dem Gebolze kann sich jeder vorstellen. Man fährt durch eine beeindruckende Hafenkulisse. Die Lage des Hafens von Bonifacio ist wirklich absolut einzigartig. Deswegen herrscht auch üppiger Tourismus. Busseweise werden die Besucher mit Ausflugsbooten aus dem Fjord und um die Felsen herum gefahren. Es herrscht reger Verkehr im Hafen.

Ein Spaziergang zum Kastel und zu den Felsen, auf die wir zugefahren sind ist ein 'Muss'. Und von dort zeigt sich erst wie prekär das Kastel wirklich liegt: Ein großer Teil thront auf überhängenden Felsen! Bestimmt nicht einfach, für so sein Haus eine Elementarschäden- Versicherung zu bekommen. 'Feuer' ist dagegen einfacher!

Burg mit Überhang

Am Freitag machen wir noch eine Wanderung durch die Stadt und das Kastel, spazieren über den Seefriedhof von Bonifacio und treten auch den Befestigungsanlagen näher als dies gestern möglich war.

Bonifacio- die Ausfahrt von oben
Bonifacio- Seefriedhof mit Prädikat

Spätvormittags legen wir ab für die kurze Überfahrt zurück nach Sardinien. Bei 3 Bft. W sind die 10 sm schnell erledigt.

Wir werden Im Hafen von Tereza de Gallura von der Hafencrew in Empfang genommen. Das Städtchen ist ganz nett, aber um echte Sensationen zu entdecken, muss man sich wohl mehr Zeit nehmen. Im Hafen von Tereza gibt es im September massenhaft Transitplätze.

Terezza de Gallura- Einfahrt

Bei der Gestaltung der 'Nebensachen' des Hafens hat man sich hier richtig Mühe gegeben: Nachts werden besonders sehenswerte Felsformationen in wechselnden Farben angestrahlt und winzige Strandbuchten durch besondere Beleuchtung zu echten 'highlights' aufgewertet.

Kleine Bucht im Hafen- Nachts beleuchtet

Auch die Sanitäranlagen sind erstklassig und das für 26,-€ fürs ganze Schiff samt Crew! Von wegen: teure Mittelmeerhäfen!

Der Samstag ist der Tag für die Fahrt um das Capo Testo herum nach Isola Rossa. Capo Testo werden wir später auf der Fahrt zum Flughafen noch von Land her besuchen. Aber auch von der Seeseite aus prägt es sich dem Beobachter als etwas Besonderes ein.

Der Ort Isola Rossa ist nach einem mächtigen Felsen benannt, der als Insel vor dem Hafen im Wasser liegt. Jeder Segler, der von Norden her auf Isola Rossa zufährt fragt sich, ob er wohl zwischen Felsen und Land hindurch in den Hafen einlaufen kann. Die schon erwähnten Übersegler geben keine genaue Auskunft und Detailkarten gibt’s ja nicht...... Alle entscheiden sich für 'außen rum', sicherheitshalber! Aber: Man kann durch, ich bin da sehr zuversichtlich!

Isola rossa- Namensgeberin des Hafens

Stadt und Hafen Isola rossa sind sehr nett und freundlich und haben einen Supermarkt und gute Sanitäranlagen. Auch gibt es eine Torre. Man kann zwar nicht rein aber von außen ist er auch schon ganz beachtlich. 'Torre' sind Befestigungs- Wehr- und Beobachtungstürme, mittelalterlich oder älter oder jünger und dürfen auf keinen Fall mit den sardinientypischen Nuraghen durcheinander gebracht werden. Die sind viel viel älter, nämlich aus der Zeit von vor knapp 2000 Jahren vor unserer Zeitrechnung.

Sonst bewacht der Gnom den Turm- jetzt hält er Siesta
Das nenne ich Gastfreundschaft- diese beiden Hübschen haben extra uns zu Ehren geheiratet!!-War doch garnicht nötig!-

In Isola Rossa enscheidet sich, dass ein Mitsegler uns leider vorzeitig verlassen muss. Also: Flug umbuchen und Fahrt zum Flughafen organisieren!

Wie sagt der Ostwestfale immer: 'Kein Schade so groß, dass nicht auch ein Gewinn dabei wäre!'

Für Sonntag und Montag ist Mistral angesagt, der Starkwind aus NW. Also mieten wir das Auto am Sonntag abend, bringen den armen Abbrecher Montag recht früh zum Flughafen und haben dann den ganzen Tag Zeit, den Verlust zu betrauern! Glücklicherweise im Auto, sodass wir beim Trauern einen schönem Ausflug über den Nordteil der Insel machen können!

Da besichtigen wir natürlich einen Nuraghen und ein Großsteingrab aus der (Groß-?)Steinzeit und was es eben so zu besichtigen gibt. Und wir besuchen die Stadt Tempio Pausania, die schon interessant heißt und dann auch noch ist und besichtigen dermaßen blitzeblaue Badebuchten, dass es einem in den Augen wehtut.

Eingang zu einem Nuraghen- die sind typisch für Sardinien
Ausflug auf Sardinien: blitzeblaue Badebuchten...
....und ein Süßwassersee.
Stilleben in tempio pausania
Sardinien ist auch die Insel der Korgeichen

Am Montagnachmittag wird abgelegt für die 12 sm nach Castelsardo. Obwohl der Weg von Isola Rossa nach Castelsardo kurz ist, schenkt uns das Mittelmeer hier einen echten Höhepunkt des Törns: Delfine, die mit uns nach Lee jagen! Sie Schwimmen in unsre Richtung, springen aus dem Wasser und einer macht dabei doch tatsächlich dabei eine Pirouette!! Es ist nicht das erste mal, dass wir Delfine sehen, und trotzdem: jedes Mal diese Wirkung: Erwachsene Menschen sind aufgeregt, freuen sich wie Kinder zu Weihnachten und sprechen den ganzen Tag immer wieder von diesem Erlebnis!

Der Wind passt prima und so liegen wir nach gut 2 Stunden schon wieder im Hafen des Städtchens, dem natürlich das Kastel oben auf dem Hügel den Namen gegeben hat: Sardisches Kastel. Nach Einbruch der Dunkelheit gibt es wieder vielfarbige Lichtspiele auf den Felsen.

Castelsardo- das sardische Kastel- Hafeneinfahrt
Castelsardo- der Ort

Das Kastel muss besichtigt werden, was aber einen knapp einstündigen Aufstieg bedeutet. Für echte Segler kein Problem. Nur Weicheier lassen sich schließlich mit einer Touristenbahn hinaufbringen. Wenn man fußläufig die Höhe erobert hat, kann man den Blick über Stadt und Hafen um so mehr genießen und unten ganz ganz klein das eigene Schiff entdecken.

Castelsardo- der Hafen von oben

Mittags sind die Kasteltouristen wieder an Bord und es kann abgelegt werden Richtung Assinara- Inseln, dem nördlichsten Teil Sardiniens.

Die Assinara- Inseln sind praktisch unbewohnt, nur einige Naturschützer leben dort zeitweise, quasi zu Forschungszwecken. Große Teile der Inseln sind Kern- Naturschutzzone und dürfen nicht betreten und befahren werden. Überhaupt gibt es strenge Regeln! Aber es gibt auch ein mooring- Feld, in dem wir nach 5 Std, festmachen. Die Bucht heißt Cala Reale und ist von den Hauptgebäuden und -ruinen gesäumt. Es gibt hier ein wenig touristischen Service, denn eine begrenzte Anzahl von Besuchern darf sich mit einer Fähre von Stintino herüber bringen und von Naturschützern über die Insel führen lassen. Bekannt ist Assinara u.a. für die weißen Esel mit den blauen Augen, die wir zuerst hören und dann als kleine Herde zwischen den Gebäuden spazieren sehen. Sie machen sehr schön I-Ah und werden zur Belohnung fotografiert.

Ganz in weiß..............

An der Mole dürfen wir Segler nicht festmachen und auch der Außenborder muss an der Reling bleiben, aber wir dürfen an Land rudern und einen Rundgang machen. Das tun wir dann am nächsten Tag, dem Mittwoch. Wie besichtigen einige der scheinbar leer stehenden Gebäude. 'Scheinbar' weil darin zwar keine Menschen, aber Esel Schutz vor der Sonne suchen. Die grauen Esel haben hier schwarze Schulterstreifen!

Überraschung! - Auf beiden Seiten der Kamera

Unter uns: Die Grauen sind netter anzusehen als die Weißen. Die sind nämlich gar nicht richtig weiß und wirken irgendwie alle etwas erbärmlich. Blaue Augen haben sie aber wirklich und sie sind streng geschützt, was sie auch nötig haben!

weiße Esel- oft nicht wirklich schön......
....die Fische sind dagegen schon schön

Über Assinara gäbe es noch viel zu berichten: ehemalige Insel für Piraten, Kriegsgefangene, Räuber und Gendarmen, ehemalige Heimat der Menschen von Stintino, heute Zufluchtsort einiger seltener Tier- und Pflanzenarten und vieles mehr. Geht aber hier nicht alles, da muss sich jeder selber nochmal drum kümmern.

Kapelle der ungarischen Kriegsgefangenen

Wir müssen uns um die Weiterfahrt nach Stintino kümmern, da wollen wir nämlich am Mittwoch noch hin. Die Überfahrt geht prima, wenn auch nicht eben mit Rumpfgeschwindigkeit, es ist zwar Nord, aber nur 2Bft.

Beim Vorbeifahren wird schon mal die Fornelli- Passage besichtigt, die wir am nächsten Tag durchfahren wollen.

Einfahrt nach Stintino

Die Illusion, in einer der zwei Buchten, die die alten Häfen von Stintino ausmachen, einen Liegeplatz zu einnehmen zu können, geht fehl. Wir müssen in den Transithafen gleich hinter der Mole nehmen. Der verlangt uns einen kleinen Gang ab, wenn wir in den Ort wollen.

Wollen wir aber trotzdem. So weit ist es dann auch gar nicht und vor allem: Ein interessanter Spaziergang, bei dem wir das Städtchen ziemlich gut kennen lernen. Die beiden Hafenbuchten stellen den Kern dar und so ganz viel mehr ist Stintino wohl auch nicht.

Stintino entstand, als die Bewohner assinara verlassen mussten und Thunfischverarbeitung angesiedelt wurde. Der Thun ist längst überfischt, der Tourismus bietet gewiss einen Ausgleich.

Abends stoßen wir eher zufällig im südlichen der beiden ursprünglichen Häfen von Stintino auf ein Restaurant mit einheimischer Küche, dass mit 'self-service' wirbt. Kurz gesagt: Unten in der Vitrine drauf zeigen, Teller gefüllt mit nach oben nehmen auf den netten Balkon. Alles aufessen. Wiederholen. Getränke genauso. Warme Speisen sind vorgekocht und werden mit der Mikrowelle heiß gemacht. Trotz der Mikro: Alles war echt lecker, durchaus zu empfehlen und auch sehr preiswert!!

Zwei Routen gibt es um die Nordwestecke von Sardinien herum: Entweder, man fährt 'außen herum', läßt also die Assinara -Inseln südlich liegen oder man nimmt die 'Fornelli – Passage'.

Die 'Fornelli – Passage' wird nur für gute Sicht und Schiffe mit Tiefgang bis 1,8 m empfohlen. Das Fahrwasser ist durch zwei 'Feuer in Linie' bezeichnet aber ohne Tonnen oder dergleichen. Auch tagsüber bei Flaute und guter Sicht kriegt man feuchte Hände, weil die Linienfeuer erst sicher identifiziert werden müssen, ehe man sie richtungsweisend nutzen kann. Dann legt man die feuchten Hände ineinander und hofft doch sehr, dass man beim Identifizieren die richtigen Steinbaken erwischt hat.

Turm bei der Fornelli- Passage

Bei schlechter Sicht und starkem Gegenlicht würde ich von der Passage eher abraten. Mit guter Sicht ist die Passage nachts möglicherweise einfacher als tagsüber, weil die Linienfeuer auffälliger sind. Ich habe es aber nicht selber gesehen und an anderer Stelle wird von einer Nachtpassage völlig abgeraten. Bei Wind und Seegang ist das Ganze natürlich noch problematischer: Ein befreundeter Skipper berichtete, dass bei ordentlich Wind in 15m Entfernung vom Schiff Brandung an sichtbare Felsen brach. Die waren bei unserer Durchfahrt knapp unter der Wasseroberfläche.

Auch nach der Passage erhebt sich kein Wind, als er doch gerne hätte loslegen dürfen und auch für den Freitag ist Totenflaute angesagt ist, daher wird gleich der Zielhafen Alghero angesteuert. Wir wollen ohnehin gern Zeit haben, diese besondere Stadt recht ausgiebig zu erkunden.

Felshöhle auf dem Weg nach Alghero

Kurs ist ziemlich genau Süd, an etlichen Capos und Calas entlang bis zur 'durchlöcherten' Insel Foradada, vorbei an der Neptungrotte und der zugehörigen sehr langen Treppe, die ein Mitsegler mal vergeblich runter und wieder rauf gestiegen ist (unten war geschlossen!). Vorbei auch an dem imposanten Felsen von Cappo Caccia, der die Bucht von Alghero bewacht.

Treppe zur Höhle
Das imposante Cappo Caccio- Einfahrtfelsen für die Bucht von Alghero. Obendrauf zum Grüßenvergleich der Leuchtturm

Nach einem Anruf wartet der Vercharterer bereits an der Tankstelle im Hafen und zeigt uns während des Volltankens unseren Liegeplatz.

Das Schiff ist zurück in seinem Heimathafen und die Crew hat noch den ganzen Freitag Zeit, sich Alghero anzuschauen.

Turm in Alghero

Am Sa. hole ich den Mietwagen ab, während die Crew schon die Sachen packt, den letzten Abwasch erledigt und für 'Klar Schiff' sorgt. Die Übergabe ist kurz und schmerzlos: abgetaucht wird der Rumpf nicht und auch sonst geht es eher lässig zu, bis der Vercharterer erklärt, alles sei in Ordnung, das Schiff werde beanstandungsfrei übernommen.

Capocaccio von Alghero aus

Die Fahrt nach Olbia stellt noch einen letzten Höhepunkt unserer zwei Segelwochen dar: Der Flieger startet erst am Abend und so können wir uns reichlich Zeit lassen und noch das sensationelle Capo Testo besuchen. Glücklicherweise weht es kräftig aus NW und so steht eine ordentliche Welle auf das Cap, die dem Besucher vermittelt, wie die Sandsteinfelsen im Laufe der Jahrtausende zu ihren spektakulären Formen gekommen sind.

Zunächst aber diese Begegnung - der Elefantenfelsen -irgendwo unterwegs
Capotesto -Es sind außerirdische gelandet und- suchen Dich!!
Capotesto -als hätte die Brandung sich in Stein gemeißelt
capotesto -die Kraft dazu hat sie- aber es dauert......
capotesto -steinerner Orca
Capotesto- Versteinertes 5to- Riesenmeerschweinchen

Und abends ist auch dieser wunderbare Törn beendet und der Airbus bringt uns zurück in die Heimat!

Dietrich Stuke

zum Seitenanfang

Zuletzt bearbeitet am 08.11.2010 20:57 Uhr